Vermehrung durch Stecklinge

Viele Pflanzen lassen sich neben der generativen Vermehrung (über Samen) auch ungeschlechtlich
(vegetativ) vermehren. Sie sind somit auch in der Lage, verletzte, verlorene oder gar abgestorbene Pflanzenorgane neu zu bilden. Die bekannteste Form der Stecklingsvermehrung sind Kopf- bzw. Triebstecklinge.

Stecklinge schneiden und weitere Vorgehensweise:
Bei Kopfstecklingen werden krautige Triebspitzen des diesjährigen Triebes nach etwa drei
Blattpaaren geschnitten. Die länge der Kopfstecklinge variiert jedoch von Pflanze zu Pflanze.
Zu beachten ist, dass der Steckling eine entsprechende Reife haben muss. Viele Pflanzen erreichen
diese Reife zwischen Mai und Juni.
Der Schnitt erfolgt knapp unter dem Blattknoten, da in diesem Bereich die stärkste Wuchsstoff-

konzentration vorhanden ist und damit direkten Einfluss auf die Wurzelbildung ausübt.
Der Anschnitt ist mit einem scharfen Messer durchzuführen, um einen möglichst sauberen Anschnitt
zu erhalten. Quetschungen durch unscharfe Messer sind zu vermeiden.
Förderlich für die Wurzelbildung können verschiedene Mittel sein. Bewurzlungspulver findet man
so gut wie nicht mehr im Handel, sodass man beispielsweise auf Weidenwasser zurückgreifen kann.
Mit geringem Aufwand lässt sich eine natürliche Bewurzlungsbrühe herstellen, mit der man gute
Erfahrungen machen kann. Die vorbereiteten Stecklinge werden ca. fünf Minuten im Weidenwasser
getränkt.

Anschließend werden die Kopfstecklinge in einen Topf mit nährstoffarmer feuchter Aussaaterde
eingesetzt. Hierzu ist ein Pikierholz zu verwenden, um die Löcher vorzustecken.
Ein einfaches Eindrücken in die Erde hätte ein Verstopfen der Kapillaren zur Folge!

Mikroklima durch gestaute Luft:
Frische Stecklinge haben natürlich noch keine Wurzeln, um aktiv Wasser und Nährstoffe aufnehmen zu können. Um die Kallus- und Wurzelbildung zu unterstützen, schafft man den Stecklingen einen
geschützten Raum mit hoher Luftfeuchte. Dieser geschützte Raum kann ein ganzes Gewächshaus
oder aber nur eine über den Topf angebrachte Folientüte sein. Dank der hohen Luftfeuchte steht das Vermehrungsmaterial weniger stark unter Transpirationsstress. Die Wurzelbildung erfolgt gleichmäßig.
Je nach Pflanzenart sind nach zwei bis vier Wochen erste Wurzeln sichtbar.
In diesem Zeitraum ist auf eine hohe Luftfeuchte zu achten.

Man will es nicht hoffen, aber es kann trotz aller Bemühungen zu Fäulnis kommen.
Es darf nicht lang gezögert werden und die betroffenen Stecklinge sind zu entfernen!

Stecklinge nach der Bewurzlung vereinzeln
Sind die Stecklinge ausreichend bewurzelt und ein erstes junges Wachstum sichtbar, werden die Stecklinge mit ausreichend Abstand vereinzelt. Hierzu sollte wie bei den Aussaaten ein Pikiergefäß oder kleine Töpfe verwendet werden. Nach einigen Wochen haben sich die Pflanzen zu einer ansehnlichen Größe entwickelt.